Moodle 2017 - oder ich installiere einen Kulturschock

Re: Moodle 2017 - oder ich installiere einen Kulturschock

von Jörg Backhaus -
Anzahl Antworten: 5

Ralf, ich gebe dir völlig Recht, dass eine mächtige Software schwerlich einfach und intuitiv sein kann. Aus deiner Sicht des Entwicklers und Promotors ist die Kritik an meinem Gejammer sicher völlig OK.

Aber als Lehrer ich muss mit meiner Arbeitszeit eben auch haushalten und letztlich guten Unterricht produzieren. Mit welchen Methoden ist da erst mal egal, Hauptsache meine Schüler lernen etwas. Nun bin ich überzeugt, das kooperative Lernsysteme in vielen UR-Situationen einen Mehrwert bringen können und daher hänge ich derzeit viele Extrastunden in Moodle und versuche meinen Kollegen genau diese Vorteile näher zu bringen, während ich die Nachteile erst mal selber ausbade. Und damit meine ich nicht, dass Moodle etwas nicht kann oder nicht taugt, sondern ganz im Gegenteil, dass seine immensen Möglichkeiten für Neulinge schwer überschaubar sind. 

Ein Teil dieses Problems liegt für mich in der Dokumentation, also den Moodledocs. Diese sind wie bei vielen anderen Programmen in weiten Teilen funktionsorientiert, führen also bei jeder Aktivität Parameter für Parameter auf, was man hier einstellen kann, erklären aber meist nicht, welche tiefere Bedeutung das hat bzw. wo sich ein Einstellung dann auswirkt. Ich weiß also nach dem Lesen was ich einstellen kann, aber meist nicht wofür.
Aus meiner Anwendersicht, fehlt dazu noch eine Aufgabenorientierte Dokumentation, die  didaktische Standardaufgaben zum Ausgangspunkt nimmt z.B. 

  • Das Einüben von Berechnungsabläufen 
  • Das Beschreiben von Prozessen
  • Das Aufstellen von Arbeitsplänen
  • Das Erlernen von Fachbegriffen
  • Das Ablesen aus Plänen
  • Das Erlernen von Arbeitsabläufen
  • usw. 

und an Hand dieser eine im Unterricht mehrfach erprobte Lösung aufzeigt, die in 90% aller Fälle auch funktioniert, weil alle Parameter und Schalter der Fragen, Tests und sonstiger Aktivitäten schon aufeinander abgestimmt sind. Natürlich hat jeder Kollege sein eigenes Konzept, aber erst, wenn er sieht, wie geschickt Übungen und Aktivitäten zu einem Lernarrangement für eine bestimmte didaktische Aufgabenstellung in Moodle verknüpft werden können, kann er das Potenzial erkennen, das sich ihm bietet. Dann kann man ja immer noch entscheiden, ob man mit der Standardlösung zufrieden ist oder tiefer einsteigt, um seine eigenen Vorstellungen umzusetzen..

Idealerweise, sollten in so einem Rezept dokumentiert werden:

  • didaktische Intention
  • Fallstricke der Lösung im Unterrichtseinsatz
  • eingesetzte Hardware
  • usw.
Und das ist natürlich nicht die Aufgabe eines allgemeinen Beratungsunternehmens (also deine Ralf), sonder müsste eigentlich aus Ressourcen der Kultusministerien erstellt werden, so wie die Musterlösungen für schulische Netzwerke ja auch.  Und da liegt für mich der Hase im Pfeffer, denn ich kenne es von anderen Programmen oder Hardwarelösungen schon zur Genüge, dass irgendwas angeschafft wird, aber die pädagogische Absicht oder deren Erreichung mit dem Beschafftem dann nicht thematisiert wird oder in das Ermessen Einzelner gelegt wird, die sich zufällig interessieren.

Also nichts für Ungut Ralf, ich verstehe dich lächelnd

Als Antwort auf Jörg Backhaus

Re: Moodle 2017 - oder ich installiere einen Kulturschock

von Ralf Hilgenstock -
Nutzerbild von Besonders aktive Moodler Nutzerbild von Deutsche Moodle Übersetzer Nutzerbild von Entwickler Nutzerbild von Moodle Partner Nutzerbild von Translators

Hallo Jörg,


meinen Einwürfe waren nicht als Kritik an dich gemeint. Sorry, falls das missverständlich war.

Ich sehe es wie du. Didaktische Standardabläufe sind bildungssektorspezifisch, fachspezifisch, regonal differenziert und u.U. sogar schulkonzeptspezifisch.  Der Moodletreff.de ist ein gutes Beispeil für den Bereich Schule. Auch in vielen anderen Bundesländern gibt es hierfür Beispiele.


Ralf


Als Antwort auf Jörg Backhaus

Re: Moodle 2017 - oder ich installiere einen Kulturschock

von Visvanath Ratnaweera -
Nutzerbild von Besonders aktive Moodler Nutzerbild von Translators
Hallo Jörg

Zu deinem Einwand:
> Ein Teil dieses Problems liegt für mich in der Dokumentation, also den Moodledocs. Diese sind wie bei vielen anderen Programmen in weiten Teilen funktionsorientiert, führen also bei jeder Aktivität Parameter für Parameter auf, was man hier einstellen kann, erklären aber meist nicht, welche tiefere Bedeutung das hat bzw. wo sich ein Einstellung dann auswirkt.

Gebe ich dir vollkommen Recht. Es ist todlangweilig wie manche Bücher einfach die Optionen in den Moodle-Aktivitäten erklären. Ich habe nur ein einziges Buch gesehen, welches anders vorgeht. Das war "Unterrichten mit Moodle 2. Praktische Einführung in das E-Teaching" von Kay Hoeksema und Markus Kuhn. Es wurde ursprünglich für Moodle 1.9 geschrieben. Die Version 2 hat eine Weile gebraucht. Kaum herausgekommen, ist es schon veraltet, Moodle ist inzwischen Version 3.4!

Die Vorangehensweise, zu erst ein Anwendungsszenario, dann das mit Moodle umsetzen, geht ganz gut in Workshops, aber schwer vermittelbar durch Medium Buch.
Als Antwort auf Visvanath Ratnaweera

Re: Moodle 2017 - oder ich installiere einen Kulturschock

von Jörg Backhaus -

Na Moodle ist doch ein Lern- und Workshopsystem. Da sollte es doch möglich sein , genau solche Szenario-Workshops als Moodlekurs anzubieten.

Eine Möglichkeit wären wohl diese Hubs. Aber der Haupthoster für Moodle an Schulen in Baden Württemberg BELWUE blockiert diese Funktion aus Datenschutzgründen. Da haben wir den Salat. Datenschutz ist wichtiger als kollaboratives Arbeiten bzw. die Möglichkeit auf den Erfahrungen von Kollegen aufzubauen,  anstatt diese immer wieder von vorne zu machen. Frustrierend! 

Als Antwort auf Jörg Backhaus

Re: Moodle 2017 - oder ich installiere einen Kulturschock

von Peter W. Schlatter -

Hallo Jörg

Richtig, in moodle sollten solche Erläuterungen umsetzbar sein.

Ich entwickelte für eine Fachhochschule einen 9-monatigen E-Dozenten-Lehrgang für pädagogische Laien, jedoch mit hoher inhaltlicher Kompetenz. Dazu verlangte man von mir ein E-Dozenten-Handbuch als Nachschlagewerk, in dem ich - neben Methoden der Erwachsenenbildung - auch die genutzten Materialien und Aktivitäten von moodle beschreiben musste. Jedes Element erhielt folgende Struktur mit entsprechenden Screenshots:

  • Kurzbeschreibung
  • allenfalls Abgrenzung zu verwandten Elementen
  • allenfalls Hinweise zur Konzeption des Elements
  • Methodische Hinweise/Nutzen
  • Hinweise zur Konfiguration
  • allenfalls Hinweise zur Organisation
  • Nutzung von Voraussetzungen
  • Qualifizierungsmöglichkeiten

Wie Du siehst, spielt hier die technische Umsetzung die zweite Geige. Und sollten technische Details trotzdem wichtig werden, dann stehen immer noch die Moodledocs zur Verfügung.

Ich wollte meine Erfahrung aus der dreimaligen Durchführung des erwähnten E-Dozenten-Lehrganges in einen Blended-Learning-Lehrgang umbauen, worin sich die Teilnehmenden während des Lehrganges parallel einen eigenen moodle-Kurs entwickeln. Einige wenige Module sind entwickelt......  Aber ich habe den benötigten Zeitaufwand dafür total falsch eingeschätzt.

Vielleicht findest Du hochmotivierte "Leidensgenossen" in Baden Württemberg, die bereit sind die Knochenarbeit in einer ähnlichen Form wie oben für die anderen Lehrpersonen zu erarbeiten.

Peter

Als Antwort auf Peter W. Schlatter

Re: Moodle 2017 - oder ich installiere einen Kulturschock

von Ralf Hilgenstock -
Nutzerbild von Besonders aktive Moodler Nutzerbild von Deutsche Moodle Übersetzer Nutzerbild von Entwickler Nutzerbild von Moodle Partner Nutzerbild von Translators

Hallo

ich glaube die Welt muss nicht neu erfunden werden.  Auf den Seiten von Moodletreff, mebis, manchen Landesbildungsservern gibt es viele Musterkurse und Tutorials, die man zum Teil auch als Gast nutzen kann. Die Musterkurse vermitteln ganz gut was für ein didaktisches Modell hinter einem Kurs steckt. Als erfahrener Pädagoge sieht man es häufig schon in der Struktur des Kurses wie ein Lehrender vorgehen will.,

Ein Kurs entsteht auch erst aus dem Zusammenwirken mehrere Aktivitäten oder der Verbindung von online- und Klassenraumaktivität.  Das gehört noch dazu.

Ich finde die Muster geben Anregung und Impulse für das Erdenken eines eigenen Szenarios für einen Kurs oder eine Einheit. Wenn ich mir dann Gedanken mache, was will ich machen und in welcher Abfolge, komme ich zur Werkzeugauswahl.  Hier hilft die folgende Übersicht: https://eledia.de/docs/media/Moodle2ToolGuide_v2_de.pdf

Dann brauche ich eigentlich nur noch ein paar Infos zu Grundsätzlichem. Wie lege ich eine Aktivität an? Was ist beim Erstellen von Testfragen zu beachten?

Ralf