Ralf, ich gebe dir völlig Recht, dass eine mächtige Software schwerlich einfach und intuitiv sein kann. Aus deiner Sicht des Entwicklers und Promotors ist die Kritik an meinem Gejammer sicher völlig OK.
Aber als Lehrer ich muss mit meiner Arbeitszeit eben auch haushalten und letztlich guten Unterricht produzieren. Mit welchen Methoden ist da erst mal egal, Hauptsache meine Schüler lernen etwas. Nun bin ich überzeugt, das kooperative Lernsysteme in vielen UR-Situationen einen Mehrwert bringen können und daher hänge ich derzeit viele Extrastunden in Moodle und versuche meinen Kollegen genau diese Vorteile näher zu bringen, während ich die Nachteile erst mal selber ausbade. Und damit meine ich nicht, dass Moodle etwas nicht kann oder nicht taugt, sondern ganz im Gegenteil, dass seine immensen Möglichkeiten für Neulinge schwer überschaubar sind.
Ein Teil dieses Problems liegt für mich in der Dokumentation, also den Moodledocs. Diese sind wie bei vielen anderen Programmen in weiten Teilen funktionsorientiert, führen also bei jeder Aktivität Parameter für Parameter auf, was man hier einstellen kann, erklären aber meist nicht, welche tiefere Bedeutung das hat bzw. wo sich ein Einstellung dann auswirkt. Ich weiß also nach dem Lesen was ich einstellen kann, aber meist nicht wofür.
Aus meiner Anwendersicht, fehlt dazu noch eine Aufgabenorientierte Dokumentation, die didaktische Standardaufgaben zum Ausgangspunkt nimmt z.B.
- Das Einüben von Berechnungsabläufen
- Das Beschreiben von Prozessen
- Das Aufstellen von Arbeitsplänen
- Das Erlernen von Fachbegriffen
- Das Ablesen aus Plänen
- Das Erlernen von Arbeitsabläufen
- usw.
und an Hand dieser eine im Unterricht mehrfach erprobte Lösung aufzeigt, die in 90% aller Fälle auch funktioniert, weil alle Parameter und Schalter der Fragen, Tests und sonstiger Aktivitäten schon aufeinander abgestimmt sind. Natürlich hat jeder Kollege sein eigenes Konzept, aber erst, wenn er sieht, wie geschickt Übungen und Aktivitäten zu einem Lernarrangement für eine bestimmte didaktische Aufgabenstellung in Moodle verknüpft werden können, kann er das Potenzial erkennen, das sich ihm bietet. Dann kann man ja immer noch entscheiden, ob man mit der Standardlösung zufrieden ist oder tiefer einsteigt, um seine eigenen Vorstellungen umzusetzen..
Idealerweise, sollten in so einem Rezept dokumentiert werden:
- didaktische Intention
- Fallstricke der Lösung im Unterrichtseinsatz
- eingesetzte Hardware
- usw.
Also nichts für Ungut Ralf, ich verstehe dich