das neue Schuljahr fängt bald an und damit der Versuch, moodle bei meiner Schulleitung vorzustellen. Aus einigen persönlichen Gesprächen mit Bekannten (Lehrern, Schulleitungsmitgliedern von anderen Schulen) weiß ich, dass eine Funktion bei moodle vielen Bauchschmerzen bereitet - Statistiken.
Solange der Lehrer "Lehrer" ist und die Arbeitshaltung seiner Schüler überprüfen will, stellt diese Funktion kein Problem dar. Wenn der Lehrer aber "Teilnehmer" ist und die Schulleitung womöglich den Status "Lehrer" erhält, dann ...
Hindergrund dieser Problematik ist, moodle nicht nur als LMS einzusetzen, sondern auch die innere Schulorganisation (Infoblätter, Ankündigungen, Fachschaftsarbeit, Klassenlehrerarbeit etc.) mit moodle zu begleiten.
Provokante These:
Die Schulleitung kontrolliert und überprüft den einzelnen Lehrer!
Mir geht es nicht um eine technische Diskussion (Administration: Wie lange sollen Daten gespeichert werden?). Vielmehr geht es mir um eine inhaltliche Diskussion.
Einerseits sind wir als Lehrer verpflichtet, bestimmte Rundschreiben, Informationen etc. öffentlich gegen zu zeichnen, zu lesen und uns regelmäßig zu informieren. Andererseits hat die Schulleitung womöglich die Option unser Arbeitsverhalten protokolltechnisch zu erfassen und ...
Welche Erfahrungen haben Sie bisher gesammelt und wie kann man und muss man mit diesen Bedenken umgehen?
Schon mal vorab vielen Dank für Ihre Beiträge,
Icke
diese Diskussion kommt immer wieder auf. Aber ich kann nur sagen, wer seine Arbeit macht, der hat doch auch kein schlechtes Gewissen und braucht solche Hilfmittel wie Statistiken nicht zu "fürchten". Ich verstehe das gejammer meiner Kollegen oft nicht...
Wir haben Moodle jetzt auch für organisatorische Zwecke eingesetzt, und wenn ein Kollege halt nicht nachschaut kann man auch nix drann ändern. Wer sagt denn das er die Nachrichten am schwarzen Brett wirklich liest oder sein Fach regelmäßig leert?...
Jens
Hallo,
auch wenn ich kein Lehrer bin, habe ich doch recht häufig mit Lehrerkollegien und Schulleitungen zu tun. Ich fange mal beim Technischen an, um dann zum Kulturellen zu kommen.
Nehmen wir an, in einem Lehrerkurs stellt die Schulleitung die Rundschreiben und Verordnungen ein. Durch die E-Mail-Benachrichtung haben alle den Inhalt zur Kenntnis genommen. Wer seine Mails nicht liest oder den Kursraum nicht betritt verhält sich genau so als würde er/sie das schwarze Brett nicht beachten, das Lehrerzimmer nicht betreten (so etwas gibt es) oder die Kopien im eigenen Fach nicht lesen. Hier hat es sogar noch denn Vorteil, wer krank ist und nicht in der Schule sein kann, bleibt dennoch auf dem Laufenden. Also formell lässt es sich regeln. Eine Kontrolle, ob etwas gelesen und verstanden (!) wurde oder sogar akzeptiert worden ist, lässt sich nur durch einen Test oder ein Feedback, wie man es denn umzusetzen denke, regeln. Aber so weit will vermutlich keiner gehen. Kann ich irgendwie auch verstehen.
Die eigentliche Frage ist aber eine andere. Wer darf sehen, was ich als Lehrer tue? Wem bin ich rechenschaftspflichtig? Von wem hole ich mir Feedback? Mit wem tausche ich mich aus? Wie kooperiere ich mit wem? Wie werden Ziele und Strategien des Lehrens, Unterrichtens und der Schulentwicklung inittiiert und umgesetzt? Wer ist eigentlich mein/e Vorgesetze/r?
In der Schulleitungsdiskussion der letzten Jahre hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Schulleitung eine Personalführungs- und System (Schule)-Steuerungsfunktion hat. Diese Aufgabe wird sicher vieler Orts noch stiefmütterlich behandelt. Nimmt man es aber ernst hat es viele positive Auswirkungen aber auch einige Veränderungen in den Denkhaltungen zur Folge. Auf Lehrer, wie auf Schulleitungsebene.
Nun noch einmal zu moodle. moodle kann für die Schulleitung und das System Schule diesen Weg vereinfachen. Ein Ersatz für das Ändern der Denkrichtung ist es aber nicht.
Ein Anfang kann die Bereitstellung von Materialien für den Unterricht sein. Gnaz harmlos anfangen kann man mit fächerübergreifenden Quellen für den Vertretungsunterricht, Projekttage oder Klassenfahrten. Danach kann man anfangen Arbeitsblätter bereitzustellen. Im Laufe der Zeit kann eine kleine Bibliothek aufgebaut werden. Nach und nach werden immer mehr (selten alle) das Instrument moodle nutzen.
Wichtig sind dafür Praxisberichte. Ulrike Montgomery hat im neuen Buch moodle @ work einen Aufsatz geschrieben. Darin berichtet sie von ihren Erfahrungen im Französisch-Unterricht einer Berufsschule. Ein paar Highlights: Schüler bitten sie um mehr (!) Übungsmaterial. Im Vergleichstest schneidet ihre Klasse spitzenmässig ab. Das überzeugt die Schulleitung und immer mehr Kollegen. Ihr scheint (mir) der Unterricht mehrt Spaß zu machen.
Damit kann man überzeugen.
Gruß
Ralf Hilgenstock
Hallo,
hier meine Erfahrungen und Tipps nach über einem Jahr Moodle: Wir haben immer noch unserer Schulhomepage, wo alle wichtigen Mitteilungen zu finden sind. Die ganz wichtigen, die man abzeichnen muss, hängen am schwarzen Brett. Sofort alles über Moodle laufen zu lassen, halte ich im jetzigen Stadium für wenig sinnvoll. Bei uns moodlen bis jetzt nur die Sprachlehrer (12 von 80 Kollegen). Würden plötzlich alle gezwungen, dauernd auf unser Schulmoodle zu gehen, wäre es mit der Akzeptanz vorbei.
Auf unserer Moodle-Startseite stelle ich natürlich alle wichtigen Termine (z. B. Blockpläne), Prüfungstermine kommen in den Kalender. Um alle Kollegen langsam an das Nachrichtenforum zu gewöhnen, habe ich vor, dies und jenes interessante Thema zur Diskussion zu stellen (nicht unbedingt wichtig für die Schulorganisation, sondern einfach so.) Anfangen möchte ich mit Google Earth. Außerdem möchte ich interessante RSS-Feeds auf die Startseite setzen. Ich denke, es wird sich im Lehrerzimmer schon herumsprechen, wie toll die Moodleseite ist und alle werden moodlen wollen. Die Deutschlehrer sind die nächste Gruppe bei uns - sie habe ich schon überzeugt - weitere 15 Kollegen! Ich nehme an, danach kommt sicher Geschichte/Ethik/Religion. Hat jemand eine Idee, wie ich die IT/DV/Mathe/Physik-Kollegen erreiche? Die haben bis jetzt wenig Interesse gezeigt.
Noch ein Tipp: Moodle-Admin sollte nur ein Kollege sein, der nicht Mitglied der Schulleitung ist, sondern ein ganz normaler Lehrer (so wie ich), damit keiner das Gefühl hat, ständig kontrolliert zu werden.
Die Gefahr des gläsernen Lehrers sehe ich nicht - es lauert eine ganz andere Gefahr, vor der ich Schulen warnen möchte. Ich komme gerade aus Oxford vom MoodleMoot zurück, wo sehr viele Lehrer waren. In Großbritannien und den USA werden von Firmen wie WebCT und Blackboard so aggressive Kampagnen durchgeführt, dass viele Schulen gar nicht moodlen dürfen -sie müssen Blackboard nehmen. Firmenvertreter bestürmen die Schulbehörden - und wenig später kommt die Anordnung von oben, auf Blackboard umzusteigen. Geld scheint keine Rolle zu spielen. Der folgende Beitrag ist ganz witzig: http://moodle.org/mod/forum/discuss.php?d=29171
Ob so etwas bei uns passieren kann, weiß ich nicht.
Allen Kollegen, die jetzt schon wieder in die Schule müssen, wünsche ich einen guten Anfang,
Ulrike
PS. Falls Interesse besteht, bin ich gern bereit, eine kurze Zusammenfassung des MoodleMoot ins pädagogische Forum zu stellen. Es ging hauptsächlich um Lehrerfortbildung, Moodle und die Schulleitung, Moodle als Hilfe in Problemklassen, Austausch von Unterrichtsmaterial der einzelnen Schulen (Meta-Moodle) usw.
vielen Dank für den Beitrag, das gilt auch für die anderen Teilnehmer.
In Deinem Beitrag heißt es:
"... wo alle wichtigen Mitteilungen zu finden sind."
Wir versuchen gerade einen neuen Weg zu beschreiten. Dokumente, Materialien, Lehrpläne etc. kurz alles was zum Schulalltag benötigt wird, soll in einem Schulmoodle eingebunden werden.
Die ganze Zettelwirtschaft soll überschaubarer und effektiver gestaltet werden. Über diesen Umweg sollen die Kollegen an moodle gewöhnt werden. Ich gestehe, moodle wird hier ein wenig missbracht aber es soll ein seichter Einstieg sein.
Grundlage für diese Herangehensweise - der Impuls kommt von der Schulleitung. In den nächsten Wochen werden wir an zwei drei Schulen genau diesen Weg mit der Schulleitung gehen, sprich, wir sollen auf einer Schulleiterdienstbesprechung dieses Konzept vorstellen - mal sehen.
Etwas weiter unten steht:
Hat jemand eine Idee, wie ich die IT/DV/Mathe/Physik-Kollegen erreiche? Die haben bis jetzt wenig Interesse gezeigt.
Kann ich gar nicht verstehen. Ich unterrichte Mathematik und Physik und setze moodle als unterrichtsbegleitenes Instrument ein.
Nur ein paar Stichpunkte:
- Einbindung eines Geometrieprogramms
- Javaeinbettung (Physik [Hr. Fendt] super Beispiele)
- Testmodul (Berechnung)/HotPot
- Materielbörse Internet (Webquest)
- etc.
Letzter Punkt: Ich hätte schon Interesse an einer kurzen Zusammenfassung. Ich stelle als Alternative das Konzept für "moodle - innere Schulorganisation" zur Verfügung (in einigen Tagen).
Viel Spaß beim moodlen wünscht,
Icke
Hallo,
ich beschäftige mich gerade mit der Frage
Moodle für die Schulorganisation einzusetzen.
Dein Beitrag ist zwar nicht mehr aktuell.
Das Thema wahrscheinlich schon.
Wenn Du ein Konzept mit einer Ordnerstruktur
erarbeitet hast, wäre ich sehr daran interessiert.
Grüße
gl
eine Zusammenfassung deiner MoodleMoot-Erfahrungen wäre eine interessante Sache. Würdest du dir die Mühe machen und etwas ins Forum stellen? Das wäre wirklich toll. Durch die 'deutsche' Brille betrachtet, sehen manche Sachen doch anders aus, als es aus rein englischer Sicht der Fall ist.
Liebe Grüße,
Wolfgang
Hier ist endlich meine Zusammenfassung des MoodleMoot in Oxford:
- Datenbank-Modul (repository) als Ablage von Material (Kleiner Ausschnitt davon mit Scorms kann bereits ausprobiert werden:
- http://moodle.org/mod/forum/discuss.php?d=28815
Verschiedenen Konzepte, wobei die Tendenz zu reinen Online-Schulungen zunimmt um den Unterrichtsausfall gering zu halten.Tipps: Lehrer zunächst Schüler spielen lassen.
Take it easy ein Lehrer muss zunächst noch nicht mit allen Modulen arbeiten können um zu moodlen.
(ist jetzt noch schwierig, aber es wird vielleicht ein Meta-Moodle geben).
Jeder Schüler erhält eine neue Identität, die nur dem Lehrer bekannt ist. Diskuiert wird im Forum. Themen werden angereichert durch in Moodle integrierte Videospiele (viele dieser Spiele wurden in Schulwettbewerben von Schülern selbst entwickelt)
- http://moodle.org/mod/forum/discuss.php?d=28815
PS: Die Präsentationen sind nicht zur Verfügung gestellt, richtig? "What's wrong with Moodle? A constructive critique." ist bestimmt interessant gewesen.
eine Zusammenfassung dieser Präsentation gibt es auf folgender Webseite
(einfach als Gast einloggen)
Gruß,
Ulrike
herzlichen Dank für deine Zusammenstellung und einen guten Start ins neue Schuljahr,
Wolfgang
Oh je, da schwant mir ja Übles. Die Institution, bei der ich arbeite, hat nämlich Blackboard testweise(!) eingeführt. Ich kenne Moodle und Blackboard -- das ist eigentlich kein Vergleich! Moodle spielt in allem in einer ganz anderen Liga.
Gruß,
Timo
"Moodle und Blackboard -- das ist eigentlich kein Vergleich!. Moodle spielt in allem in einer ganz anderen Liga."
Kannst du das ein bisschen erläutern?
Kurz und knapp. Ich sehe leider auch keine rosige Zukunft für ´moodle in der Schule´. Die allseits bekannte lonet.de-Plattform wird meines Wissens auf eine neue, nicht-moodle-Plattform umgestellt.
In NRW setzen einige Entscheidungsträger auf CLIX.
Daher muss wohl die "Revolution" von unten kommen ala wikipädia.
Gruß
Marc
Gruß,
Timo
es kommt auf die Schulleitung drauf an.
Dienstinfos regelmäßig zu lesen ist Dienstpflicht aller LehrerInnen. Ob auf Anschlagtafel (ist das analog oder digital? ), per mail oder in einer Plattform. Jene die diese Infos nicht lesen werden evt. so oder so ein Problem bekommen.
Bei einem motivierenden Führungsstil sollten jene die in der Plattform ihre Pflicht erledigen ab und an gelobt werden: "ich seh Sie sind da auch regelmäßig drin, find ich toll".
Dass man natürlich hier eine Statistik zur Verfügung hat welche volle Kontrolle über diese Dienstpflicht ermöglicht ist unbestritten. Es gibt aber auch Fälle wo aufgelegte Ordner nach 2 Jahren oder Mails erst nach einem halben Jahr angesehen werden oder gar nicht.
Schulleiter sollten generell diejenigen anerkennend motivieren die etwas in der Plattform machen und andere stets positiv auf diese neue Möglichkeit hinweisen, und viel Geduld haben, die Zeit arbeitet für diese Art der Kommunikation. Und moodle hat sehr viele gute Eigenschaften diese Funktionen einfach zu erledigen.
Gruß aus Ösiland
Leo